BASIS 98 – Verkehrspsychologische Dienstleistungen Berger & Moosmayer GbR

Mythen bzw. unzutreffende Auffassungen in Bezug auf Alkoholkonsum, Wirkung von Alkohol und Alkoholkrankheit

Mythos Nr. 12: „Bier ist kein Alkohol (im eigentlichen Sinne)!“

Mit einem Alkoholgehalt von 3,3 bis 5 Vol.% stellt Bier ein alkoholisches Getränk dar, welches bereits ab einer Trinkmenge von 0,5 l zu Blutalkoholkonzentrationen (abhängig von Geschlecht, Gewicht und Trinkzeit) von über 0,3‰ führen kann. Damit ist die Fahrtüchtigkeit unter Umständen bereits nach dem Konsum eines Bieres eingeschränkt (und dies nicht nur bei „ungeübten“ Trinkern).

Mythos Nr. 13: „Wenn ich genug gegessen habe, kann ich auch mehr trinken!“

Die Menge und Zusammensetzung der aufgenommen Nahrung hat nur einen unbedeutenden Einfluss auf die erreichte Blutalkoholkonzentration (objektive Wirkung). Nur die subjektive Wirkung (wie angetruken fühle ich mich?) ist von der Magenfüllung abhängig.

Mythos Nr. 14: „Hohe Blutalkoholkonzentrationen können auch unfreiwillig, z.B. durch alkoholhaltiges Essen oder heimlich beigefügtem Hochprozentigen, entstehen.“

(siehe auch Mythos Nr. 6)

Nahrungsmittel, die Alkohol enthalten (z.B. Rotweinsoße) können keinesfalls zu Blutalkoholkonzentrationen führen, die einen Führerscheinentzug nach sich ziehen können. Hochprozentiges (z.B. Schnaps) muss in so hohen Mengen anderen Getränken (z.B. Bier) beigefügt werden, um die Blutalkoholkonzentration um einige Zehntelpromille zu erhöhen, dass man dies unter normalen Umständen bemerken (schmecken) muss.

Mythos Nr. 15: „Wenn man aus gesellschaftlichen Gründen trinkt, kann dies kein Zeichen für ein problematisches Trinkverhalten sein.“

Letztendlich trinkt man immer selbst. Hohe Alkoholmengen werden nicht deshalb geringer, weil man sie aus gesellschaftlichen Gründen konsumiert!

Mythos Nr. 16: „Nicht jeder, der mit einer hohen Blutalkoholkonzentration am Steuer erwischt wird, muss auch ein geübter Trinker sein!“

(siehe auch Mythos Nr. 6)

Aus mehreren psychologischen Untersuchungen (Trinkversuche) weiß man, dass nur ein sehr geringer Bevölkerungsanteil bereit und überhaupt in der Lage ist, Alkoholmengen zu konsumieren, die zu Blutalkoholkonzentrationen über 1,3 ‰ führen. Dieser Bevölkerungsanteil verfügt über eine überdurchschnittlich erhöhte Alkoholtoleranz, die nur durch längerfristigen Alkoholmissbrauch erworben worden sein kann.

Mythos (Mythenkomplex) Nr. 17: „Anhand meiner Leberwerte ist allein schon ablesbar, ob ich (noch) Probleme mit Alkohol habe!“

„Wenn meine Leberwerte in Ordnung sind, ist das psychologische Gespräch nur noch Formsache!“

„Wenn meine Leberwerte in Ordnung sind, muss ich ein positives Gutachten bekommen!“

Leberwerte im Normbereich haben für sich allein betrachtet keinerlei Beweiskraft für den Ausschluss eines Alkoholmissbrauchs oder einer Alkoholabhängigkeit.

Mythos Nr. 18: „Das würde ich doch merken, wenn ich Alkoholprobleme hätte!“

Die Entwicklung eines problematischen Trinkstils bzw. einer Alkoholabhängigkeit ist oft ein schleichender Prozess („Man rutscht hinein.“). Überspitzt formuliert kann man sagen, dass es geradezu ein Kriterium für problematisches Trinkverhalten ist, dass der/die jeweils Betroffene nichts davon bemerkt.

Mythos Nr. 19: „Ob jemand Alkoholiker ist oder nicht, sieht man doch auf den ersten Blick!“

Diese Auffassung resultiert aus der gesellschaftlich weit verbreiteten Vorstellung, nur diejenigen Alkoholkonsumenten, die bereits Merkmale der sogenannten „chronischen Phase“ der Alkoholkrankheit aufweisen, seien alkoholabhängig. Problematisches Trinkverhalten beginnt dort, wo nicht ausschließlich der eigene freie Wille das eigene Trinkverhalten steuert. Alkoholabhängigkeit beginnt – vereinfacht gesagt – dort, wo dieser eigene freie Wille zunehmend in den Hintergrund tritt. Dies ist von außen und meist auch für die Betroffenen nicht ohne weiteres beobachtbar.

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